STEIN
Sebastian Freytag, Vivian Greven, Natascha Schmitten, Mirko Tschauner
Kuratiert von Lars Breuer
29. Januar – 10. März 2018
29. Januar – 10. März 2018
Ein kurzes Innehalten und nichts scheint selbstverständlicher als die Verbindung von Kunst und Stein. So ist der Stein das natürliche und wahrscheinlich älteste Medium der Bildhauerei. Aber auch Malerei kennen wir als erstes in steinernen Höhlen und sobald die Malerei die Höhle verlassen hatte, ging es oft um das Imitieren von Steinoberflächen auf künstlich errichteten Wänden. Und Steine sind gerade auch in Hennef zu finden; in einer Region, die durch zahlreiche Steinbrüche geprägt ist.
Dieser Tatsache wird Sebastian Freytag (geb. 1978 Hannover) gerecht, der die Abbildung für die Einladungskarte bereitgestellt hat. Sie zeigt einen stillgelegten Steinbruch bei Hennef und auch seine wandfüllende Arbeit im Eckraum der Galerie basiert auf diesem Foto. Stets der gleiche Offset-Druck bedeckt hier die gesamte Wand und erzeugt auf diese Weise ein wiederkehrendes ‚All-Over’ – eine Struktur, die sich gleichmäßig in alle Richtungen bis in die Unendlichkeit denken lässt.
In Freytags monochromen, einfarbigen Gemälden findet der Stein einen ganz konkreten Eingang in das Werk. So entsteht die matte und körnige Oberfläche seiner Bilder durch gemahlenen Stein, den der Künstler als Pigment verwendet. Der dunkle Basalt verweist dabei wieder auf die Geschichte Hennefs, wo Basalt bis heute abgebaut wird.
In der Ausstellung Stein werden insgesamt vier Künstlerinnen und Künstler präsentiert, deren Beschäftigung mit dem Thema ‚Stein’ den meisten Besuchern direkt augenfällig wird. In den Gemälden von Natascha Schmitten (geb. 1986 Bonn) und Vivian Greven (geb. 1985 Bonn) erscheint ‚Stein’ aber auf ganz unterschiedliche Weise.
Grevens figurative Bilder zeigen Köpfe oder Teile von Körpern, die durch Flächen ergänzt und teilweise abgedeckt werden. Diese Flächen entstehen wie Schattenrisse und ergänzen die naturalistische Darstellung um ein scharfkantiges Profil. Trotz einer Farbgebung, die sich oft am menschlichen Teint orientiert, erscheinen die Abbildungen als gemalte Skulpturen: ein wulstiger Rand enthüllt die Figur als Stein-Büste, die leblosen Augen ohne Iris zeigen eine Skulptur. Die Schnitte durch den menschlichen Körper werden zu gemalten Schnitten durch archäologische Fundstücke aus Stein.
Natascha Schmitten geht umgekehrt vor: ihr Ausgangspunkt ist nicht zuletzt oft der luftige und bewegte Faltenwurf in den Gemälden von Sandro Botticelli. Durch eine Überlagerung der Motive und durch eine freie Interpretation während des Schaffensprozesses versteinert die Malerei förmlich auf der Leinwand. Versatzstücke werden zu Teilen einer abstrakten Komposition und Falten in bewegten Textilien können dadurch zu Adern in einer marmornen Oberfläche werden.
Mit seinen Skulpturen entwickelt Mirko Tschauner (geb. 1972 Köln) ‚künstliche Steine’. Nicht zuletzt sind seine Materialien immer wieder Beton, Terrazzo oder Waschbeton. Mit der Struktur der sogenannten ‚Knochensteine’ bildet Tschauner die Oberfläche seiner Arbeit Detektor. Die Härte, das Gewicht und die Stabilität des Materials wird hier sichtbar, findet aber als gebogene, scheinbar flexible Oberfläche eine verblüffend unvermittelte Verwendung.
Fotografien älterer Arbeiten oder von Strukturen, die Tschauner künstlerisch interessieren, sind das Ausgangsmaterial einer zweiten Werkgruppe des Künstlers. Verflechtungen erzeugen hier neue Zusammenhänge, die das gitterartige Nebeneinander der künstlichen Steine verwenden und künstlerisch scharfkantig zusammenfügen.
Die Künstler wurden allesamt ausgebildet an der Düsseldorfer Kunstakademie.