Pressemitteilung
Vom 2.6. bis 13.7.2019. zeigt die Galerie Susanne Neuerburg in Hennef Werke von sieben Künstlern zum Thema Bild & Schrift.
Mit der anarchischen Dada-Bewegung der 10er und 20er Jahre wurde die Schrift bildwürdig. Mit der Pop-Art der 60er Jahre wurden Texte aus der Werbung, Sprechblasen aus Comics, Schlagzeilen aus der Presse begleitend ins Bild gesetzt, aber auch Schriften, Zeichen und Symbole als Bildthemen selbst gewählt.
In der Ausstellung geht es um Wortwitz, Bildwitz, Satire, Ironie und subversiven Humor.
Fabian Herkenhoener (geb. 1984) und David Ostrowski (geb. 1981) haben beide an der Düsseldorfer Akademie studiert. Fabian Herkenhoener bei Prof. Tal R, David Ostrowski bei Prof. Albert Oehlen.
Diese beiden experimentell arbeitenden jungen Maler werden in der Ausstellung begleitet von Arbeiten von fünf älteren Künstlern, die entscheidende Impulse in die zeitgenössische Kunst seit den 60er Jahren brachten. Es ist die ungewöhnliche Bildsprache dieser „Artist’s artists“, die in der Ausstellung untersucht werden soll.
Diese Künstler für Künstler gelten heute als Klassiker der Nachkriegs-Avantgarde.
Es war die Pop-Art, die den revolutionären Anspruch hatte, die Grenzen zwischen hoher und niedriger Kultur zu verwischen. Mit ihr kam neue Bildthemen auf.
Bilder von banalen Gegenständen der Warenwelt, Markenlogos, Texte und Bilder aus Werbung und Comics, Arbeiten in Serien, Bilder generiert mit Schreibmaschinen und mit Computerhilfe: die Pop Art startete mit subversivem Humor einen heftigen Angriff auf das Establishment, auf die Konsumorientierung und auf die Gesetze der „Hohen Kunst“.
Thomas Bayrle (geb. 1937) gehörte zu den ersten deutschen Künstlern, die computergenerierte Kunst produzierten.
Er machte sich auch als Illustrator, und Herausgeber von Künstlerbüchern einen Namen.
Er findet seine Themen in der Welt der Konsumgüter. Mit der Reflexion auf eine Warenwelt als Anhäufung von multiplizierbaren, wiederholbaren Formen und Piktogrammen liefert Bayrle nicht nur einen Kommentar zur Gesellschaft, sondern verweist auf seine eigenen künstlerischen Mittel.
William Nelson Copley (1919-1996) war ein US-amerikanischer Maler. Er gehört mit seiner unorthodoxen und von beißendem Humor gekennzeichneten Bildsprache zu den eigenwilligsten Persönlichkeiten der jüngeren Kunstgeschichte. Der Teilnehmer an surrealistischen Ausstellungen und Vorläufer der amerikanischen Pop Art setzt sich in seinen farbkräftigen Gemälden auf ironische Weise mit den erotischen Ritualen der Geschlechter in all ihren Nuancen auseinander. Seine Werke erinnern an Comics, und genau wie in diesen tauchen Wörter in vielen seiner Arbeiten auf.
Konrad Klapheck (geb. 1935) ist ein deutscher Grafiker, Maler, Künstler und (emeritierter) Kunstprofessor an der Kunstakademie Düsseldorf.
Klaphecks Malstil vereinigt Merkmale des Neorealismus, Surrealismus und der Pop Art (noch bevor diese als solche in Erscheinung trat) zu einem eigenen Stil, an dem er bis heute festhält. Seit den 1950er Jahren malt er präzise, gegenständlich, oft großformatig und scheinbar realistisch technische Geräte, Maschinen, Apparate und Alltagsgegenstände, doch seltsam verfremdet und neu komponiert, so dass sie zu Dämonen, Ikonen oder Monumenten werden. Wesentlich sind auch die ironisch oder verspielten Titel seiner Werke wie Die Supermutter, Die Inquisition, Der Gesetzgeber, Der mütterliche Vater, Schicksal oder Die Fragwürdigkeit des Ruhmes , die oftmals die gemalten Gegenstände zu Darstellern und surrealistischen Personen machen.
Die inhaltliche Doppelbödigkeit von Klaphecks erzählerischen Bildwelten entfaltet sich erst durch die Verbindung zwischen Dargestelltem und Bildtitel.
Ferdinand Kriwet (1942 – 2018)war ein deutscher Hörspielautor und Künstler. Sein Werk umfasst Malerei, Plastik, Musik, Texte, Poesie und Mixedmedia. Seine künstlerischen Schwerpunkte lagen in den Bereichen visuelle und konkrete Poesie und interdisziplinäre Sprachkommunikation. Er war selbst Poet und Dichter. Seine grellbunten „Sehtexte“ erinnern an riesige Werbebanner.
Ruth Wolf-Rehfeldt (geb. 1932) ist eine deutsche Künstlerin in den Bereichen Visuelle Poesie und Mail Art. Sie arbeitete im buchstäblichen Sinn mit Buchstaben.
Anfang der 1970er Jahre begann sie ihre typischen Schreibmaschinengrafiken (Typewritings) zu entwickeln und sich an der Mail Art ihres Mannes, Robert Rehfeldt, zu beteiligen.
Sie lebte mit ihrem Mann in Ost- Berlin. Als angestellte Büroleiterin und autodidaktische Künstlerin in einem umfassenden Überwachungsstaat konnte sie nur in der Rolle der „Schreibkraft“ – einem typisch weiblichen Beruf – frei den Inhalt ihrer Seiten diktieren. Ein Tarnungsmanöver: Die in präziser Arbeit entstandenen „Käfigwesen“ können als ironisches Beispiel konkreter Poesie ebenso gelesen werden wie als Symbol für Bewegungseinschränkungen und den Wunsch der Künstlerin, diese zu überwinden.
Ihre Type-Writings haben die Welt bereist, versendet als Postkarten, die Ruth Wolf-Rehfeldt aus der DDR-Hauptstadt Berlin nach Westeuropa, in den Ostblock, in alle Kontinente schickte. Mail-Art entzog sich der Diktatur von Zensur und Markt, indem Kunstwerke kostenlos mittels weitverzweigter Netze in Umlauf gebracht wurden. „Kunstpostbriefe“ boten Freiräume für das Zurschaustellen von Kunst, für Austausch und persönliche Korrespondenz.
Ruth Wolf-Rehfeldt hörte 1989 mit ihrer künstlerischen Aktivität auf. Mit der Wiedervereinigung Deutschlands gäbe es keinen Bedarf mehr dafür, lautetet ihre Erklärung.