Foto: © Ulrike Rosenbach/VG Bildkunst Bonn, courtesy PRISKA PASQUER, Cologne
Cherchez la femme II - Alle Kleider einer Frau
27.09. – 22.11.2020
Die Ausstellungsreihe ‚Cherchez la femme‘ beschäftigt sich mit dem Bild von Weiblichkeit in der Kunst. In „Cherchez la femme I“ zeigte ich idealisierte aber auch dämonisierte Frauenfiguren aus der Zeit des Symbolismus, der in eine Zeit mit einem anderen gesellschaftlichen Geist als heute zu verorten ist. Diesen wurden aktuelle Kunstwerke gegenübergestellt, von neun verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern, die ein zeitloses, idealisiertes Bild der Weiblichkeit mit subtilen Irritationen zeigten.
In „Cherchez la femme II“ geht es nun um Mode, Glamour, Erotik und Maskierung, Habgier und Narzissmus. Die Ausstellung zeigt Werkgruppen von sieben Künstlerinnen, die somit einen weiblichen Blick auf das Thema repräsentieren. Der Untertitel „Alle Kleider einer Frau“ bezieht sich allerdings auf die Fotoarbeit von Hans Peter Feldmann, die ebenfalls präsentiert wird.
Ulrike Rosenbach war eine der ersten Künstlerinnen, die sich bereits Ende der sechziger Jahre mit den Klischees und Typisierungen von Frauenbildnissen beschäftigte. In ihren Arbeiten zu „Hauben für eine verheiratete Frau“ reflektierte sie – ironisch und poetisch – den bis heute gültigen Lebensentwurf der Frau, „unter die Haube zu kommen“.
In ihrer Recherche zu diesem Thema stieß sie auf die spätmittelalterliche höfische Mode, in denen aufwendig gestaltete Kragen und Hauben einerseits den hohen gesellschaftlichen Status unterstrichen, andererseits aber auch der Trägerin zu einer individuellen, dramatischen und eigensinnigen Selbstinszenierung verhalfen. Die jeweiligen bizarren Ausformungen der Kopfbedeckungen wurden gerade von der Kirche sehr argwöhnisch betrachtet, die Trägerin einer sogenannten Hörnerhaube konnte als Hexe verunglimpft werden.
Rosenbachs wechselnde Selbstinszenierungen, ihr Spiel mit weiblichen Rollenbildern, besonders in ihrem für sich gewählten Medium der Videokunst (in den 70er Jahren noch eine männlich geprägte Domäne) machten gesellschaftliche Fesseln und Festlegungen bewusst. Gezeigt werden skulpturale Objekte, Zeichnungen, Fotografien und Videos dieser Werkgruppe.
Emanzipation und Stilettoabsätze, wie passt das zusammen? Perfektes Make-Up, tiefe Dekolletés, glamouröse Kleidung und Feminismus – geht das? „Feminismus und Schönheit bilden ein schwieriges Paar. Sich zu schminken und ein tolles Kleid auszuwählen kosten Aufmerksamkeit und Zeit. Vor allem, und das bringt das große Ungleichgewicht, treiben Frauen deutlich mehr Aufwand als Männer. Dabei ist es schwer zu sagen, wie viel Freiwilligkeit in dem ganzen Schmücken und Schminken steckt. Selbst wenn man versucht, ehrlich zu sich selbst zu sein, sind die Grenzen zwischen den gesellschaftlichen Rollenerwartungen und der eigenen Freude daran, einem grauen Montag mit rotem Lippenstift zu trotzen, nicht klar zu ziehen.“ 1
Diese Aussage bildet aber nicht alle Facetten ab, die man mit Kleidung und Weiblichkeit in Bezug setzen könnte. Mode steht zwar für Rollenklischees, gegen die man sich einerseits zur Wehr setzen möchte, aber andererseits kann man sie auch als ein Ausdrucksmittel seiner eigenen Persönlichkeit oder gar als Rebellion gegen herrschende Konventionen sehen.
Und es gibt noch einen weiteren Aspekt, den der Lust an der Verkleidung und der Begierde Objekten der Modewelt und der Schönheitsindustrie. Auch dieser soll in der Ausstellung betont
werden.
Brigitte Dunkels Installation, der „Dressing Table“ spiegelt auf höchst ästhetische Weise die Beschäftigung der Frau mit ihrem Körper wider: den Kult um Schönheit und um Sinnlichkeit. Objektbesessenheit, Haptik und Ästhetik der Materialien zeigen auch ihre Photoarbeiten.
Bei Nschotschi Haslingers Keramiken entwickeln begehrte Modegegenstände, die oft in der Mode zu Kultobjekten avancieren, wie Schuhe und Handtaschen, ein geheimes Eigenleben, das Anlass zur Reise ins Unbewusste gibt. Ihre Zeichnungen zeigen in entrückten Szenerien und Akteuren eine phantastische Welt.
Maresa Jungs Photographien der Verwandlung einer männlichen Person in eine glamouröse weibliche Schönheit lassen über durch Kleidung verursachte Rollenzuweisungen nachdenken. Der Fetischcharakter von Kleidungsgegenständen wird dabei besonders herausgestellt.
Heather Sheehans Video reflektiert die Farbe „Pink“, die man gemeinhin mit dem Rollenklischee des typischen kleinen Mädchens verbindet, aber noch andere persönliche Facetten bereithalten kann. Von Miyako Ischiuchis Photoserie „Mother’s“ , die bereits 2005 auf der Biennale in Venedig gezeigt wurde, wird das monumentale Photo eines Lippenstifts, der zu den persönlichen Gegenständen ihrer Mutter gehörte, gezeigt. Ihre Serie „Mother’s“ besteht aus Aufnahmen vom Körper wie von Gegenständen ihrer Mutter.
Von Miyako Ischiuchis Photoserie „Mother’s“ , die bereits 2005 auf der Biennale in Venedig gezeigt wurde, wird das monumentale Photo eines Lippenstifts, der zu den persönlichen Gegenständen ihrer Mutter gehörte, gezeigt. Ihre Serie „Mother’s“ besteht aus Aufnahmen vom Körper wie von Gegenständen ihrer Mutter. Eine Art Bilanz des Lebens einer Frau in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die sehr persönlich gezogen wird, in der fotografischen Methode jedoch sachlich distanziert bleibt.
Ganz im Gegensatz zu einer weiteren Japanerin, Mika Ninagawa, von der ebenfalls Photographien gezeigt werden, die aber von der überborderden Inszenierungslust der japanischen Popkultur beeinflusst sind. Ihre Darstellung einer Geisha in prächtiger Ausstattung und einer bekannten Schauspielerin als eine Art japanischen Rotkäppchens, zeigen in prächtigen Farben die Ästhetik einer Disney-Welt.
1 Claudia Voigt: Unser perfekt geschminkter Feminismus, in: Der Spiegel vom 9.10.2018.